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Presseartikel

Potsdamer Neue Nachrichten, vom 21.01.2013

Einradfahrer brauchen doppelte Balance Trainer Eywie von der Dingadu-Talenteschule im Kulturhaus Babelsberg: Geradesitzen ist wichtig

von Hella Dittfeld

Fahrradfahren sei eine gute Voraussetzung, sagt der Artist und Trainer Eywie. Und dann ist beim Einradfahren doch wieder alles ganz anders. Kerzengerade muss man auf dem bananenförmigen Sattel sitzen. Das Becken etwas vorgeschoben gilt es die Balance zu halten und das ist bei nur einem Rad und den an der Nabe angebrachten Pedalen doppelt so schwer. Das Geradesitzen sei gut für den Rücken, meint Trainer Eywie, dessen Outfit die Profession verrät. Rotgestreifte Weste und Schuhe in verschiedenen Farben lassen den einradfahrenden Clown erahnen. In der Fahrschule geht es jedoch ganz ernst und aufmerksam zu und Eywies starker Arm wird als Haltepunkt immer wieder gebraucht. Zwei Stunden trainieren vor allem Kids im Kulturhaus Babelsberg, radeln rund zehn Meter vorwärts, stoppen, indem sie sich abrupt fallen lassen und auf den Füßen landen. Auch das Bremsen will erst noch gelernt sein. Anders als beim Fahrrad gibt es keinen Freilauf – gebremst wird durch Muskelkrafteinwirkung auf das Pedal gegen die Drehrichtung der Kurbel.

Eywie Einrad

Eywie, der am liebsten seinen bürgerlichen Namen unterschlagen möchte, im Internet dann aber doch als Andreas Wolff, Sportlehrer und Artist, erscheint, führt die Dingadu-Talenteschule in Berlin. Er entdeckte das Einrad für sich, als er wegen einer Armverletzung eine Zeitlang nicht jonglieren konnte. Inzwischen kann er jonglieren und Einradfahren und beides sogar gleichzeitig. Eywie tritt in Schulen, Altersheimen, bei Betriebsfeiern und auf Festen auf, unterrichtet seit 15 Jahren und sucht immer wieder neue Möglichkeiten, seine Fertigkeiten weiterzugeben. Zum Beispiel in Potsdam. Das Babelsberger Kulturhaus gab ihm dazu Gelegenheit. Je nach Vorkenntnis und Talent kommen seine Schüler am Sonntag alle ein gutes Stück weiter. Stürze gibt es nicht, denn Eywie hat ein Auge auf jeden seiner Schützlinge und trainiert mit ihnen immer einzeln. Für alle Fälle haben aber alle Knieschützer angelegt. Auf Ellbogenschützer und Helm darf beim Indoor-Training offenbar verzichtet werden. Wenn es im Sommer nach draußen geht, dürfte das wahrscheinlich anders sein.

Als einzige erwachsene Einradfahrerin hat sich Bianca aus Berlin-Steglitz zusammen mit Tochter Latifah (8) unter die Einradfahrer gemischt. Man habe schon in Kreuzberg an einem Workshop teilgenommen, erzählt Bianca, und auch versucht, auf dem Flugfeld Tempelhof zu trainieren. Doch noch geht es nicht ohne Eywies starken Arm. Und dann lässt er Bianca doch kurz los und siehe da, es klappt, ehe die nahende Wand dem Versuch ein Ende setzt.

Auch die 13-jährige Tanja hat noch heftige Balance-Probleme. Doch langsam wird sie sicherer, sitzt nicht mehr ganz so verkrampft im Sattel. Sie hat ihr Einrad schon mit elf Jahren geschenkt bekommen. Eine Freundin hatte die Lust am Einradfahren geweckt. Doch allein sei sie nicht weitergekommen mit ihren Bemühungen, das Sportgerät zu meistern. Nun hofft sie, dass der versierte Trainer ihr das richtige Balance-Gefühl vermittelt.

Mindestens acht Stunden Training seien nötig, sagt Eywie, um Sicherheit auf dem Einrad zu erlangen. Die erste aller Übungen, meint der geduldige Trainer, sei das Geradeausfahren. Später kämen die Kurven dran und schließlich das Aufsteigen ohne fremde Hilfe. Kurz macht er vor, was man mit dem Einrad noch alles anstellen kann. Er zieht eine schwungvolle Acht um zwei auf den Boden gestellte Kegel, fährt vor- und rückwärts und hüpft schließlich mit seinem Einrad auf der Stelle.

Adele (8) hat bereits einige Vorkenntnisse mitgebracht und darf schon mal allein durch den Raum radeln. Philipp (11) bringt es sogar fertig, eine Kurve aufs Parkett zu legen. Am Ende der Übungszeit gelingt das auch Adele und zusammen mit Eywie drehen sich beide Hand in Hand im Kreise. Adele hat ihre Lust am Einradfahren bei einem Zirkus-Workshop entdeckt und wollte unbedingt weitermachen. Philipp fand ganz einfach Spaß an dieser Sportart und wünschte sich das Rad.

Eywie erzählt, dass Einradfahren früher den Artisten vorbehalten war, dass es sich in der Gegenwart aber als Sportgerät immer größerer Beliebtheit erfreue. Was im Saal des Babelsberger Kulturhauses zum Einsatz komme, seien Indoor-Räder. Es gebe aber auch welche fürs Außengelände und die großen mit einem Raddurchmesser von 26 bis 36 Zoll für Ausflugs-Touren. Letztere seien besonders bei Männern beliebt, die sich offenbar eher in schwindelnde Höhen begeben.

Eywie Einrad